Babyglück & Stillzeit
Milchstau: So kannst du ihn erkennen und wirksam behandeln
Von Dr. Christoph Theurer
06. August 2024
Bei stillenden Müttern ist meist eine schmerzhafte und verhärtete Brust das erste Anzeichen für einen Milchstau. Hierbei kann aus verschiedenen Gründen die Muttermilch nicht vollständig aus der Brust abfließen, woraufhin die Brustdrüsen hart werden und zu schmerzen beginnen. In diesem Artikel erfährst du unter anderem, welche Ursachen ein Milchstau haben kann, und was du selbst tun kannst, um ihn zu beheben.
Was passiert bei einem Milchstau?
Etwa zwei bis vier Tage nach der Geburt verändert sich die Muttermilch in Menge und Zusammensetzung. Dabei nimmt der Brustumfang unterschiedlich stark zu. Zudem fühlen sich die Brüste typischerweise geschwollen und heiß an, was an einer lymphatischen Schwellung Stauung liegt. Diese Symptome bessern sich jedoch oder verschwinden komplett innerhalb von zwei bis drei Tagen, sobald das Kind beim Stillen die Brust leer trinkt.
Kann das Baby die Muttermilch nicht komplett trinken, weil es die Brust ablehnt oder noch nicht genügend Hunger hat, verbleibt Milch in der Brust. Gleichzeitig sorgen die Hormone der Mutter dafür, dass in der Brust ständig Milch nachgebildet wird. So kommt es auf Dauer zu einem schmerzhaften Milchstau, der einzelne Areale oder die gesamte Brust betreffen kann. Unbehandelt kann dies zu einer Brustentzündung (Mastitis) führen.
Häufige Ursachen eines Milchstaus
Zu einem Milchstau kommt es besonders häufig in der Anfangsphase des Stillens, wenn die Mutter mehr Milch produziert als das Kind trinkt. Dieses Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage pendelt sich typischerweise innerhalb einiger Wochen ein. Zu den möglichen Gründen für einen Milchstau zählen außerdem:
- Infekte / Erkrankungen: Wird das Kind krank, trinkt es möglicherweise weniger als üblich. Dadurch kommt es in der Brust zu einem Überangebot an Milch, was zu einem Milchstau führen kann.
- Wechsel im Schlafrhythmus: Der Schlafrhythmus des Kindes ändert sich. Da es nachts nun durchschläft, verbleibt die nächtliche Mahlzeit in der Brust und kann einen Milchstau auslösen.
- Zu enge Kleidung: Kleidungsstücke wie ein zu stramm sitzender BH können Teile der Brust abdrücken, wodurch sich die Milch staut.
- Stress: Ist die Mutter gestresst, kommt es zu einer verstärkten Ausschüttung des Hormons Adrenalin, das sich wiederum negativ auf das für das Stillen wichtige Hormon Oxytocin auswirkt.
- Getränke: Der Genuss von Getränken wie Malzbier oder alkoholfreiem Weizenbier kann die Milchbildung zusätzlich anregen.
- Erhöhte Milchproduktion: Im Verlauf der Stillzeit kommt es zu einem erneuten Anstieg der produzierten Milchmenge. Das Kind schafft es aber nicht, die größere Milchmenge zu trinken.
- Milchzysten: In seltenen Fällen sind auch Milchzysten, welche die Milchkanäle blockieren, für einen Milchstau
Typische Milchstau-Symptome
Ein Milchstau in der Brust kündigt sich üblicherweise durch stechende oder ziehende Schmerzen an. Überwärmte und verhärtete Stellen sowie ein Berührungsschmerz sind weitere typische Symptome bei einem Milchstau. Auch das Saugen des Kindes wird von Müttern bei einem Milchstau oft als unangenehm und schmerzhaft empfunden. Je nach Ausprägung können noch weitere Symptome auftreten. Eine erhöhte Temperatur kann sich im Verlauf des Milchstaus zu mäßigem Fieber entwickeln. Häufig wird die erhöhte Körpertemperatur von Schüttelfrost begleitet. Zu den äußerlichen Anzeichen eines Milchstaus zählen unter anderem Rötungen und geschwollene Bereiche.
Viele Mütter haben Angst vor einem Milchstau und stillen ihr Kind deshalb nicht. Dabei kann regelmäßiges Stillen sogar dabei helfen, einen Milchstau zu verhindern. Wenn man weiß, wie man einen Milchstau lösen kann, lässt sich dieser zudem gut und schnell behandeln.
Milchstau behandeln – was hilft wirklich?
Die Behandlung eines Milchstaus ist immer von seiner Ursache abhängig. Deine Hebamme oder deine Stillberaterin können dir dabei helfen, die Symptome zu lindern und den Milchfluss wieder in Gang zu bringen. Eine medikamentöse Behandlung ist in der Regel nicht notwendig. Nur bei sehr starken Schmerzen, hohem Fieber über 38,5 °C oder grippeähnlichen Beschwerden solltest du dich zeitnah ärztlich untersuchen lassen. Diese Symptome können Anzeichen für eine beginnende Mastitis sein, die eventuell die Gabe von Antibiotika erforderlich macht.
Erste Maßnahmen und schnelle Hilfe bei Milchstau
Bei einem Milchstau kann es hilfreich sein, eine Hebamme oder Stillberaterin um Hilfe zu bitten. Diese kennen sich bestens mit der Problematik aus und können dir auch die richtige Anlegetechnik zeigen. Die folgenden Maßnahmen kannst du selbstständig ausprobieren, um einen Milchstau zu lösen.
Weiterhin stillen
Der wichtigste Schritt beim Lösen eines Milchstaus ist es, das Kind weiterhin zu stillen. Zu Beginn des Milchstaus solltest du daher noch häufiger anlegen als zuvor. Lege das Kind am besten so an, dass sein Kinn beim Trinken auf die am stärksten schmerzende Stelle drückt. Diese Stillposition führt dazu, dass die Brust massiert und die gestaute Milch besser hinausbefördert wird.
Milchpumpen
Kann dein Kind aus gesundheitlichen Gründen wenig trinken oder hast du überschüssige Milch, solltest du diese anderweitig aus der Brust befördern. Dazu eignen sich mechanische oder elektrische Milchpumpen, die du in einem Sanitätshaus oder in einer Apotheke kaufen oder ausleihen kannst. Die abgepumpte Muttermilch kannst du für eine spätere Mahlzeit bis zu acht Stunden im Kühlschrank aufbewahren oder einfrieren.
Wärme vor dem Stillen
Um das verhärtete Gewebe zu lockern und für einen besseren Milchfluss zu sorgen, hilft es, die Brust vor dem Stillen oder Abpumpen mit Wärme zu behandeln. Gut geeignet ist zum Beispiel ein Kirschkernkissen, das du in der Mikrowelle erwärmst und anschließend auf die Brust legst. Auch eine Wärmflasche oder warme Umschläge sind gute Hausmittel zum Lösen eines Milchstaus. Allerdings sollte die Temperatur immer in einem angenehmen Bereich liegen, damit es nicht zu Verbrennungen kommt.
Kälte nach dem Stillen
Mit Kälte kannst du die Milchbildung bei akutem Milchstau hemmen. Umwickle dafür die betroffene Brust nach dem Stillen oder Abpumpen mit kühlen Umschlägen. Auch Quarkkompressen haben sich als sinnvolle Maßnahme bei Milchstau bewährt. Lasse jedoch in jedem Fall die Brustwarzen aus. Sie können aufgeweicht werden und bilden so im schlimmsten Fall ein Eintrittstor für Keime, die weitere Entzündungen im Körper auslösen können.
Milchstau vorbeugen
Leider gibt es kein Geheimrezept, mit dem sich ein Milchstau zuverlässig vermeiden lässt. Du kannst jedoch das Risiko für einen Milchstau verringern, indem du:
- immer dann stillst, wenn das Kind nach der Brust verlangt,
- darauf achtest, dass dein Kind richtig angelegt ist,
- einen ausreichend großen BH trägst, der die Brüste nicht einschnürt,
- unnötigen Stress vermeidest und dich regelmäßig entspannst und
- bei viel vorhandener Milch auf milchbildende Getränke verzichtest und während einer warmen Dusche überschüssige Milch ausstreichst.
Fußnoten
1. http://www.medizinfo.de/annasusanna/schwangerschaft/wochenbett/milchstauch/definition.shtml
2. https://www.baby-und-familie.de/Stillen/Milchstau-Was-tun-26684.html
3. https://www.hebammenblog.de/stillprobleme-milchstau/
4. https://www.patienten-information.de/kurzinformationen/milchstau-mastitis