Babyglück & Stillzeit
Stillpositionen: So stillst du dein Kind gut und bequem
Von Dr. Christoph Theurer
06. August 2024
Von der klassischen Wiegehaltung über das Stillen im Liegen bis hin zum Stillen im Vierfüßlerstand – die Auswahl an unterschiedlichen Stillpositionen ist groß. Welche Position du wählst, ist unter anderem von deinen persönlichen Vorlieben sowie von der jeweiligen Situation abhängig. In diesem Ratgeberartikel findest du garantiert mindestens eine Stillposition, die sich perfekt für dich und dein Baby eignet.
Stillen in der Wiegehaltung
Beim Stillen in der sogenannten Wiegehaltung sitzt die Mutter und der Nacken des Babys liegt in ihrer Ellenbeuge, was als eine günstige Ausgangsposition gilt. Das Kind wird mit seinem Bauch an den Bauch der Mutter geschmiegt und hat somit ganz viel Körperkontakt zu dir als Mutter. Damit dein Baby dir auf Dauer nicht zu schwer wird, kannst du deinen Arm auf der Armlehne eines Sessels oder auf einem Kissen abstützen.
Wenn du es richtig bequem haben möchtest, kannst du deine Füße auch auf einen kleinen Hocker stellen. Obwohl die Wiegehaltung oft als eine der besten Stillpositionen für Neugeborene dargestellt wird, ist dies nicht unbedingt der Fall. Vor allem in den ersten Tagen nach der Geburt, wenn im Wochenbett der Milchfluss einsetzt, können andere Stillpositionen effizienter sein.
Stillen im Kreuz-Wiegegriff
Diese Position ähnelt dem Stillen in der Wiegehaltung und zählt zu den besonders bequemen und einfachen Stillpositionen. Um den Kreuz-Wiegegriff durchzuführen, legst du das Baby über Kreuz, in den von der Brust entgegengesetzten Arm, und stützt den Kopf mit deiner Hand. Trinkt dein Baby an deiner linken Brust, hältst du es im rechten Arm und umgekehrt. Diese Stillposition ist ideal für alle Babys, die sich nicht von Beginn an leicht an die Brust anlegen lassen. Da du beim Stillen ebenfalls sitzt, kannst du auch in dieser Position deine Füße auf einen kleinen Hocker stellen und es dir so bequem machen.
Stillen im Rückengriff (Football-Position)
Der Rückengriff, auch Football-Position oder Seitenhaltung genannt, zählt zu den besten Stillpositionen nach einem Kaiserschnitt. Er eignet sich für alle Frauen, die ihr Baby nicht in der Wiegehaltung stillen können oder wollen. Auch Frühgeborene können in dieser Haltung gut und entspannt trinken.
Um in der Football-Position zu stillen, solltest du zunächst selbst bequem sitzen und deinen Rücken gut abstützen. Umgib dich mit festen Kissen und lege dir eins auf die Oberschenkel. Auf diesem liegt dein Baby beim Stillen, ohne dass du es selbst halten musst. Lege dein Baby so hin, dass es direkt mit der Nase vor deiner Brustwarze liegt. Stütze das Köpfchen und den Nacken mit einer Hand. Sobald dein Baby den Mund weit zum Trinken öffnet, kannst du es einfach an deine Brust ziehen.
Stillpositionen im Liegen
Du suchst nach einer bequemen Stillposition im Bett? Dann ist das Stillen im Liegen vielleicht genau das Richtige für dich. Diese Stillposition wird in Seitenlage ausgeführt. Du liegst dazu seitlich im Bett oder auf deiner Couch und dein Baby liegt seitlich vor dir und trinkt. Werden dein Kopf und Nacken gut gestützt, kannst du deine Schultern lockern und entspannen. Ob nach einer Dammnaht oder dem Kaiserschnitt: Für die meisten Frauen sind Stillpositionen im Liegen gerade nachts sehr angenehm. Soll das Kind von der anderen Brust trinken, kannst du dich einfach umdrehen und dein Kind auf deine andere Seite legen.
Stillen in zurückgelehnter Haltung
Beim zurückgelehnten Stillen oder „Laid-back-Nursing“ lehnst du dich in einer halb sitzenden, halb liegenden Position an Kissen an und stützt dich bequem ab. Dein Baby legst du quer auf deinen Körper, sodass ihr Bauch an Bauch liegt. Deine Hände bleiben dabei frei. Diese zurückgelehnte Stillposition ist vor allem bei Neugeborenen empfehlenswert oder wenn es in aufrechten Stillpositionen zu Stillproblemen kommt. Sobald sie auf den Bauch der Mutter gelegt werden, robben viele Neugeborene intuitiv zur Brustwarze („breast crawl“) und erfassen diese selbstständig.
Die besten Stillpositionen für besondere Situationen
Wenn du unterwegs bist oder dein Baby mit Blähungen zu kämpfen hat, ist die gewohnte Stillposition nicht immer möglich oder geeignet. Deshalb bekommst du hier einen Überblick, wie du auch herausfordernde Stillsituationen meistern kannst.
Stillpositionen bei Blähungen
Eine falsche oder ungünstige Stillposition kann dazu führen, dass dein Baby beim Stillen viel Luft verschluckt. Die Folge sind mitunter Blähungen und Bauchschmerzen. Eine halb aufrechte Stillposition ist bei Blähungen empfehlenswert, da in dieser Haltung weniger Luft in den Darm deines Babys gelangt als in anderen Positionen.
Sofern dein Kind schon aufrecht sitzen kann, ist der Hoppe-Reiter-Sitz eine gute Alternative. Hierbei sitzt dein Kind aufrecht auf deinem Oberschenkel. Um den Abstand zwischen Schoß und Brustwarze zu vergrößern oder zu verringern, kannst du dich leicht nach hinten lehnen oder deinen Oberschenkel etwas anheben.
Stillpositionen bei Milchstau
Um einen Milchstau aufzulösen, kann das Stillen im Vierfüßlerstand der richtige Weg sein. Hierbei liegt das Baby unter dir auf dem Rücken, während du über ihm kniest. Mithilfe von Matratzen oder Kissen kannst du dein Baby höher heben, damit es bequem an der Brust trinken kann. Obwohl diese Stillposition etwas umständlich ist, empfinden viele Mütter sie gerade bei einem Milchstau als hilfreich. Die Milch fließt durch die Schwerkraft nach unten, was den Milchfluss verstärken kann.
Stillpositionen für unterwegs
Du bist unterwegs und dein Baby bekommt Hunger? Diese Situation hat wohl jede Mutter schon mal erlebt. Oft bietet es sich an, das Baby unterwegs im Stehen zu stillen. Dafür sollte es gut gestützt im Wiegegriff gehalten werden. Achte dabei auf einen engen Körperkontakt. Deine freie Hand kannst du nutzen, um deinem Baby beim Andocken zu helfen und den tragenden Arm während des Stillens zu stützen.
Diese Vorteile bietet ein Stillkissen
Ein Stillkissen ist ein echtes Multitalent, das du bereits in der Schwangerschaft nutzen kannst. Da es ein lang gezogenes, mit Styroporkügelchen oder anderen Füllmaterialien gefülltes Kissen ist, kannst du es flexibel überall dort hinschieben, wo es stützen soll. Während der Schwangerschaft kann es beispielsweise als Lagerungskissen deinen Rücken stützen. In der Stillzeit kannst du dein Baby mithilfe des Stillkissens bequem lagern und deine Schultern dabei entspannen.
Ob im Wiegegriff, im Kreuz-Wiegegriff, in der Football-Position oder im Liegen: Alle Stillpositionen können mit einem Stillkissen bequem ausgeführt werden. Außerdem kannst du aus dem Stillkissen ein Nest für dein Baby formen und es darin auf dein Bett oder auf die Krabbeldecke legen. Das Kissen schmiegt sich rings um dein Baby und bietet ihm einen sicheren Halt. Wird dein Baby größer, kann es das Stillkissen zum Kuscheln oder Krabbeln nutzen.
Öfter mal die Stillpositionen wechseln
Viele Mütter sind verunsichert, wenn das Stillen nicht auf Anhieb klappt. Dabei geht es vielen Frauen ganz genauso! Besonders in der Anfangszeit ist es wichtig, dass du dir und deinem Kind genug Zeit gibst, damit ihr beide üben und lernen könnt, wie richtiges Stillen funktioniert. Die eine korrekte Stillposition gibt es dabei nicht. Wechsele stattdessen gerne öfter einmal die Position, um herauszufinden, was für dich und dein Kind am besten funktioniert. Auch, um einen Milchstau zu vermeiden, bietet sich ein regelmäßiger Wechsel der Stillpositionen an. Da dein Baby dort am stärksten saugt, wo sich sein Unterkiefer befindet, trinkt es auf diese Weise die Brust gleichmäßig leer.
Such dir ruhig Hilfe
Gerade wenn du dein erstes Kind bekommst, sind anfängliche Unsicherheiten beim Stillen ganz normal. Daher gibt es in vielen Krankenhäusern mit Geburtsstation oder in Geburtskliniken spezielle Stillberaterinnen und Stillberater. Diese unterstützen dich direkt nach der Geburt, helfen beim ersten Anlegen und beantworten all deine Fragen.
Auch deine Nachsorgehebamme ist eine gute Ansprechpartnerin bei Stillproblemen jeglicher Art. Die Krankenkassen zahlen übrigens bis zu 16 Nachsorgetermine durch die Hebamme in den ersten 12 Wochen nach der Geburt.[1]