Babyglück & Stillzeit
Muttermilch: Diese wertvollen Inhaltsstoffe stecken drin

Von Dr. Christoph Theurer
06. August 2024

Muttermilch ist perfekt auf die Bedürfnisse deines Babys abgestimmt. Dank ihrer wertvollen Inhaltsstoffe schützt sie dein Kind optimal vor Krankheiten und Allergien. In diesem Ratgeber erfährst du unter anderem, woraus Muttermilch besteht, und was die verschiedenen Muttermilcharten im Einzelnen ausmacht.

Muttermilch – Deshalb ist sie so kostbar

Bereits in der Schwangerschaft produziert die Mutter eine extrem gehaltvolle Vormilch (Kolostrum). Diese trägt dazu bei, die Abwehr des Babys aufzubauen, es vor Gelbsucht zu schützen und den ersten Stuhl abzusetzen (aufgrund seiner tiefschwarzen Farbe „Kindspech“ genannt). Im Laufe der Zeit passt sich die Muttermilch den Bedürfnissen des Babys an, sodass es optimal wachsen und gedeihen kann. Selbst im Krankheitsfall reagiert die Muttermilch und versorgt dein Baby mit wichtigen Abwehrstoffen. Aufgrund der vielen gesundheitlichen Vorteile von Muttermilch empfiehlt die WHO, Babys mindestens sechs Monaten ausschließlich zu stillen. Danach sollte als Ergänzung zum Stillen Beikost eingeführt werden. Wann das vollständige Abstillen erfolgt, entscheiden Mutter und Kind.

Aus was besteht Muttermilch?

Muttermilch ist die natürlichste und gesündeste Nahrung, die du deinem Baby geben kannst. Sie besteht aus über tausend Substanzen, die auf die einzelnen Entwicklungsphasen deines Babys abgestimmt sind. Zudem punktet Muttermilch mit einem hohen Nährstoffgehalt. Auf 100 Gramm hat sie einen Nährwert von rund 67 Kalorien. Darüber hinaus sind in Muttermilch folgende Nährstoffe und Bestandteile enthalten:

  • 7 % Kohlenhydrate, 1 % Eiweiß, 4 % Fett
  • Laktose zur Unterstützung der Darmbakterien
  • Hoher Cholesterinanteil für eine rasche Gehirnentwicklung
  • Weiße Blutkörperchen zur Vernichtung von Bakterien, Pilzen und Viren
  • Antikörper, die dem Kind bei der spezifischen Abwehr von Krankheitserregern helfen („Nestschutz“)

Entwicklung und Arten von Muttermilch

Die Zusammensetzung der Muttermilch variiert nicht nur in den einzelnen Lebensmonaten deines Kindes, sondern kann sich auch von Mahlzeit zu Mahlzeit oder sogar während des Stillens ändern. Insgesamt lassen sich bei der Entwicklung von Muttermilch jedoch drei große Phasen ausmachen:

Kolostrum

Als Kolostrum wird die erste Milch bezeichnet, die bereits während der Schwangerschaft produziert wird, und dem Baby direkt nach der Geburt zur Verfügung steht. Die produzierte Menge beträgt anfangs nur 40 bis 50 ml pro Tag, was jedoch ausreicht, da der Magen deines Babys zu diesem Zeitpunkt nur so groß wie eine Murmel ist. Der Anteil an weißen Blutkörperchen und Antikörpern ist im Kolostrum sehr hoch, damit dein Baby in den ersten Tagen vor Infektionen und Krankheiten geschützt wird. Zusätzlich versiegelt das Kolostrum die noch durchlässige Darmschleimhaut.

Das Kolostrum ist sehr dickflüssig und hat eine gelbliche Farbe, weshalb es manchmal auch "flüssiges Gold" genannt wird. Der Nährstoffgehalt dieser Muttermilch ist hoch. Besonders Vitamin A, E und K liegen in hoher Konzentration vor. Auch der Proteingehalt ist höher als in reifer Muttermilch. Fett und Kohlenhydrate sind hingegen reduziert, damit die Milch leichter verdaulich wird. Kolostrum hat zudem eine abführende Wirkung, damit dein Baby seinen ersten Stuhlgang, das sogenannte Kindspech, ausscheiden kann.

Übergangsmilch

Nach einigen Tagen nimmt die Menge der produzierten Muttermilch typischerweise zu und die Brüste der Mutter schwellen deutlich an. Bis zum vierzehnten Tag nach der Geburt sprechen Ärztinnen und Ärzte sowie Hebammen von der sogenannten Übergangsmilch. Bei dieser Art der Muttermilch steigt der Fett- und Kaloriengehalt im Vergleich zum Kolostrum an, außerdem erhöht sich die Konzentration an Laktose. Daneben sind weiterhin Antikörper, schützende Zellen, bioaktive Inhaltsstoffe und jede Menge gesunder Bakterien enthalten. Diese Inhaltsstoffe der Muttermilch helfen deinem Baby zu wachsen. Der Gelbton des Kolostrums verliert sich bei der Übergangsmilch, die eher weißlich gefärbt ist und eine milchige, fast rahmige Konsistenz aufweist.

Reife Muttermilch

Nach der zweiten Lebenswoche deines Kindes bildet sich die reife Milch, die reich an Proteinen, Mineralien, bioaktiven Inhaltsstoffen, Vitaminen und Zucker ist. Die Bestandteile der Muttermilch sind auf diese Weise zusammengesetzt, um das Wachstum deines Babys noch besser zu fördern. Von diesem Zeitpunkt an bleiben der Nährstoffgehalt der Muttermilch sowie die Konzentration der Inhaltsstoffe in der Regel relativ konstant.

Reife Milch ist dünnflüssiger als andere Muttermilcharten, da sie einen höheren Gehalt an Wasser aufweist. Der Zuckergehalt nimmt jedoch ab. Die reife Milch ist in der Regel weißlich, kann jedoch manchmal auch einen blauen Ton annehmen. Bei der reifen Milch fließt zunächst eine wässrige Vormilch, die allmählich dicker wird und einen höheren Fettgehalt aufweist. Da erst diese Muttermilch dein Kind richtig sättigt, sollte es pro Stilleinheit mindestens zehn Minuten lang an einer Brust trinken.

Wie hoch ist der Fettgehalt von Muttermilch?

Die Entwicklung der Muttermilch ist auch mit einer Zunahme des Fettgehalts verbunden. Während das Kolostrum nur drei Prozent Fett hat, weisen die Übergangsmilch sowie die reife Milch einen Gehalt von vier Prozent auf. Damit kann ein Neugeborenes 50 Prozent seines Energiebedarfs decken. Das Fett in der Muttermilch besteht größtenteils aus Triglyceriden. Mit einem hohen Anteil an ungesättigten Fettsäuren kann Kalzium, welches Knochen- und Zahnwachstum unterstützt, besonders leicht aufgenommen werden. Muttermilch wird von deinem Baby in zwei Stunden verdaut, während bei Kuhmilch etwa vier Stunden benötigt werden.

Kann Muttermilch vor Allergien schützen?

Muttermilch ist die bestmögliche Nahrung für dein Baby. Wie Studien gezeigt haben, reduziert sich das Allergierisiko bei Kindern, die in den ersten vier bis sechs Monaten voll gestillt wurden, deutlich. Vor allem das Risiko, an Neurodermitis sowie einer Kuhmilchallergie zu erkranken, sinkt durch die Milchproduktion und das Stillen. Die Befürchtung, dass ein Kind auf Muttermilch allergisch reagiert, ist in der Regel unbegründet. Denn in den meisten Fällen handelt es sich nicht um eine Muttermilchallergie, sondern um eine allergische Reaktion auf Nahrungsbestandteile im Essen der Mutter, von denen Spuren in der Muttermilch enthalten sind. Bei einem anhaltenden Verdacht auf eine Unverträglichkeit solltest du dir ärztlichen Rat einholen oder mit deiner Hebamme sprechen.

Die Abwehrstoffe in der Muttermilch

Muttermilch weist viele immunfördernde Bestandteile auf, die die Abwehr deines Babys stärken. Zudem passt sich die Muttermilch den wechselnden Bedürfnissen deines Kindes an. Wird das Baby einmal krank, produziert die Mutter natürliche Antibiotika. Diese werden über die Muttermilch an das Kind weitergegeben und unterstützen die Genesung. Übrigens können dank der Abwehrstoffe in Muttermilch auch kleine Verletzungen und äußerliche Entzündungen gut behandelt werden. Tropfe dafür einfach etwas Muttermilch auf die betroffenen Stellen.